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Wohin geht die Entwicklung?

Genossenschaften existieren nicht unabhängig und losgelöst vom gesellschaftlichen Umfeld. Damals nicht und heute eben auch nicht. Im nationalen Rahmen ist die Situation geprägt durch Konzentration von Macht und Reichtum auf eine schmale Oberschicht, die wirtschafts- und finanztechnisches Engagement aufs Engste mit den politischen Entscheidungsträgern verknüpft hat. Dieses Prinzip der engen Verschachtelung von Wirtschaftseliten und deren Lobbyisten in den Verwaltungen setzt sich auf allen Ebenen fort. Das hat fast durchgängig eine Atmosphäre und ein Bewusstsein des Geld-Machens zur Folge – nicht des Geld-Verdienens. Es ist eine Mittelschicht entstanden, die sich nicht mehr aus Trägern von Innovation und Produktion rekrutiert, sondern die vom Gott Mammon geführt und getrieben wird.

Fast alle sozial geprägten Errungenschaften der bürgerlichen Gesellschaft sind mittlerweile in die Profitwirtschaft eingegangen: Bildung, Gesundheit, Mobilität, Migration, Freizeit und Sport, Pflege für Bedürftige und selbstverständlich auch Wohnen. Die lukrativen Geschäftsmodelle, die daraus entstanden sind, haben sich inzwischen zu einer eigenständigen Industrie gemausert. Das Modell „Wohnen“ sogar im besonderen Maße, denn davon sind alle betroffen. Und nach aktuellen statistischen Werten werden in Deutschland jährlich in diesem Wirtschaftszweig „Wohnen, Instandsetzung und der notwendigen Energieversorgung“ ca. 440 Milliarden Euro umgesetzt mit Steigerungsraten von etwa 4%.

Die Verlockung dort zu investieren ist also groß, zumal die Gewinnaussichten zwischen 6 und 8% liegen dürften. Politik und zuständige Organisationen leisten nach Kräften Lobbyarbeit. Der Mietspiegel und die Regelungen zur Investitionsumlage sind nur die markantesten Beispiele, wie Gewinnsteigerung ganz systematisch durch gesetzliche Vorgaben unterstützt wird.

Parallel dazu ist zugleich ein vielschichtiges Regulierungssystem zur Dämpfung von besonders krassen Auswirkungen dieser Wohnungspolitik entstanden. Betroffene erhalten Unterstützung über Wohngeld oder es werden die Kosten der Unterkunft übernommen. Soziale Verbände, Parteien und Einrichtungen unterstützen das zusätzlich nach Kräften und mit großem Engagement.

Natürlich ist das eine große Hilfe! Und trotzdem: Es sind in Wirklichkeit Almosen. Sie schützen zuerst einmal die Profithaie der Immobilienindustrie vor allzu lästiger Kritik oder gar Widerstand und anstatt die Gewinne zu begrenzen, lässt sich der Staat mit den Steuergeldern der Gemeinschaft willig in die Pflicht nehmen, um die Gewinne auf dem Immobilienmarkt abzusichern. Gleichfalls ausgenutzt wird die Solidarität der vielen engagierten Helfer. Das eigentliche Problem wird dadurch nicht gelöst sondern verdeckt. Dabei gibt es durchaus auch kritische und hintergründige Publikationen, die die Situation sachlich korrekt darstellen, aber daneben eben auch die lautstarke Medienarbeit der Lobbyisten mit Verantwortlichen in Behörden und Verwaltungen im Boot.