WG Carl Zeiss

Ermittlung des Bilanzgewinn

Zu besseren Verständnis wird als Erlös nicht der Umsatz aus Hausbewirtschaftung, sondern die Jahresnettokaltmiete angesetzt reduziert um die Instandhaltungskosten. Das Ergebnis ist etwa gleich, weil die Aufwendungen für Hausbewirtschaftung sofort wieder abgezogen werden – und „Aufwendungen für Hausbewirtschaftung“ bestehen aus den Umlagen (soweit sie Fremdleistungen darstellen) und den Instandhaltungskosten.

Ermittlung des Rohergebnis aus Umsatzerlös und bezogenen Leistungen:

 

Nettokaltmiete

22,6

 
 

Instandhaltung

- 9,2

 
 

sonstige Erträge + unfert. Leistungen

+1,0

 
 

Rohergebnis

14,6

 
 

Die geringe Differenz zur GuV ergibt sich vermutlich daraus, dass bei der Abrechnung der Nebenkosten ein Aufwand verrechnet wurde.

Gewinn vor Ertragssteuer –
Gegenüberstellung der Finanzerträge und der betrieblichen Aufwendungen:

 

Rohergebnis

14,6

 
 

Personalaufwand

- 3,2

 
 

Abschreibungen

- 5,6

 
 

sonstige betriebliche Aufwendungen

- 1,7

 
 

Erträge aus Beteiligungen

+0,2

 
 

Erträge von Tochterunternehmen

+0,6

 
 

Zinseinnahmen

+0,5

 
 

Zinszahlungen

- 4,0

 
 

Ergebnis der Geschäftstätigkeit

1,3

 
 

(die Differenz zum JGB ist der Rundung geschuldet)

Jahresüberschuss oder „Gewinn nach Steuer“:

 

Betriebsergebnis

1,3

 
 

Steuern insgesamt

- 0,8

 
 

Jahresüberschuss

0,5

 

Bilanzgewinn:

 

Jahresüberschuss

0,5

 
 

Gewinnvortrag aus 2011

+6,7

 
 

Bilanzgewinn

7,2

 

Der Bilanzgewinn ist also das Ergebnis der Geschäftstätigkeit, nachdem alle Bestandteile der Kostenmiete, alle Forderungen aus Steuern und Abgaben abgezogen wurden und Gewinn- oder Verlustvorträge aus dem Vorjahr berücksichtigt sind.

Jetzt wären also die Entscheidungen zu treffen, wie dieser Bilanzgewinn zu verwenden ist und wie sich folglich das Unternehmen auszurichten hat. Dazu ist ein Gewinnverwendungsbeschluss notwendig. Das Entscheidungsgremium ist die Generalversammlung.

Tatsächlich enthält der Gewinnverwendungsbeschluss regelmäßig nur die Auszahlung von 2% Rendite und die Entscheidung, den gesamten Rest in den Gewinnvortrag für das Folgejahr einzustellen. Damit sind die Vertreter von den Entscheidungen über das „Wie weiter im Unternehmen – wie erfolgt die Verwendung der Mittel?“ abgekoppelt.

Durch die Entscheidung der Vertreter zum Gewinnvortrag ist der Bilanzgewinn auch für die Folgejahre fast automatisch immer positiv. Es ist zu vermuten, dass dieser Bilanzgewinn auch die Grundlage für die Provisionszahlung an die Vorstände der Genossenschaft darstellt. Die Vertreter haben also auch dafür die Entscheidung getroffen (vermutlich ohne es zu wissen).

Anstelle der Gewinnverwendung und eines Beschlusses dazu tritt ein Kreditverwendungsbeschluss über die Zuwächse aus der Spareinrichtung – und der fällt in die Entscheidungskompetenz des Vorstandes. Die Ausgaben für die nachträgliche Herstellung und Neubau werden nach dieser Definition nicht aus dem laufenden Gewinn, sondern durch Kredite der Spareinrichtung finanziert.

Die übliche Tortengrafik zur Verwendung von 1 Euro Nutzungsentgelt endet dann auch genau dort, wo der Bilanzgewinn endet, übernimmt aber die Vorstandsentscheidung zur Kredittilgung und lässt die sonstigen betrieblichen Aufwendungen weg.

Die Zusammenstellung für 2012 zeigt, wie die übermäßig hohen Instandhaltungskosten das Jahresergebnis deutlich drücken. Bei Verwendung der Kennziffern Hausbewirtschaftung war das so nicht erkennbar.

Neubau verringert übrigens durch seinen Wertzuwachs die Abschreibungssumme und verbessert rein rechnerisch den Bilanzgewinn erheblich, was sich dann möglicherweise stark auf die Provision auswirkt.

Ermittlung der Finanzlage

Hier gehen alle Komponenten ein, die Rückstellungen, Vorträgen, Änderungen des Anlagevermögens und Kredite betreffen.

Weiterer Mittelzufluss und Mittelabfluss:

 

Bilanzgewinn

+7,2

 
 

Einstellung in den Gewinnvortrag 2013

- 6,9

 
 

Verbindlichkeiten aus Liefer. und Leistungen

- 1,3

 
 

Verbindlichkeiten gegen verb. Unternehmen

- 0,9

 
 

Forderungen gegen verb. Unternehmen

+0,6

 
 

Verbindlichkeiten aus Vermietung

- 0,3

 
 

Forderungen aus Vermietung

+0,1

 
 

Ergebnis Mittelzu- und -abfluss

- 1,5

 

Die Rückstellung für Pensionen und sonstige von 3,0 Mio bleiben unberücksichtigt, weil die jährlich zurückgestellt werden und sich in der Bilanz aufheben.

Investitionstätigkeit:

 

nachträgliche Herstellung

- 1,4

 
 

Neubau und Grundstückserwerb

- 5,8

 
 

Ergebnis Investitionstätigkeit

- 7,2

 

Finanzierungstätigkeit:

 

Tilgung von Bankkrediten

- 5,1

 
 

Kreditzuwachs der Spareinrichtung

+6,6

 
 

Ergebnis Finanzierungstätigkeit

+1,5

 

 

Ergebnis der Finanzlage insgesamt:

- 7,2

 

Das Ergebnis gibt die Geschäftstätigkeit des Jahres wieder – aus rein buchhalterisch korrekter Sicht. Verengt man die vorgelegten Daten auf die unternehmerisch wichtigen Positionen, ergibt sich ein etwas verändertes Bild. Z.B. kann man auf die Verbindlichkeiten und Forderungen verzichten, ebenso auf die Abschreibungen. Ein Immobilienunternehmen muss das Anlagevermögen nicht auf dem gleichen Stand halten.

Einnahmen-/Überschussrechnung

Diese Übersicht kann als Zusammenfassung der vorangegangenen Gewinn- und Finanzanalyse gelten und stellt am übersichtlichsten das wirtschaftliche Ergebnis dar.

Übersicht der Einnahmen und Kapitalflüsse:

 

Nettokaltmiete

22,6

 
 

sonstige betriebliche Erträge

+0,5

 
 

Zinseinnahmen

+0,5

 
 

Kreditzuwachs der Spareinrichtung

+6,6

 
 

Erträge aus Beteiligungen

+0,2

 
 

Erträge von Tochterunternehmen

+0,6

 
 

Summe aller Einnahmen

31,0

 

Unter „sonstigen betrieblichen Erträgen“ versteht man z.B. den Verkauf von Anlagevermögen oder die Auflösung von Rückstellungen.

Übersicht der Ausgaben:

 

Personalaufwand

- 3,2

 
 

sonstige betriebliche Aufwendungen

- 1,7

 
 

Steuern insgesamt

- 0,8

 
 

Zinszahlungen

- 4,0

 
 

Instandhaltung

- 9,2

 
 

nachträgliche Herstellung

- 1,4

 
 

Neubau und Grundstückserwerb

- 5,8

 
 

Tilgung von Bankkrediten

- 5,1

 
 

Summe aller Ausgaben

31,2

 

Das Ergebnis scheint bedenklich und war offensichtlich ohne die zusätzlichen Kredite in der Spareinrichtung nicht zu erreichen.

Die Gewinn- und Verlustrechnung und die Ermittlungen zur Finanzlage sind reine betriebswirtschaftliche Analysen. Sie berücksichtigen den Wertverlust durch Abschreibung, auch die temporären Verbindlichkeiten und Forderungen. Kenngrößen also, die für den BWL-Jahresüberblick wichtig sind.

Das wirkliche Bild ergibt sich erst durch die Zusammenfassung, indem temporäre Daten weggelassen werden und auch der Wertverlust vernachlässigt wird. Das Ergebnis bringt dann hervor, dass die Bilanz nur durch den Kredit der Spareinrichtung und durch Auflösen von Rückstellungen ausgeglichen wirkt.

Der ausgewiesene Überschuss von 0,2 Mio Euro wurde durch Beschluss der Hauptversammlung als Dividende an die Mitglieder ausgezahlt.