Was hat es aber mit der Eigenkapitalquote auf sich?

Eigenkapitalquote und Fremdkapitalquote beschreiben die Kapitalstruktur eines Unternehmens. Das Eigenkapital ergibt sich aus dem Anlagevermögen und frei verfügbaren finanziellen Mitteln. Die Eigenkapitalquote ist ein ganz wichtiges Kriterium für die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens.

Um für die Genossenschaft Carl Zeiss die Kreditwürdigkeit zu erhöhen hat die letzte Jahreshauptversammlung beschlossen, 8 Mio. Euro in „andere Ergebnisrücklagen“ einzustellen. Die Mittel stammen aus den Jahresergebnissen der vergangenen Jahre.

Das gestiegene Anlagevermögen reicht also noch nicht aus, um günstige Kredite zu bekommen. Und es genügt auch nicht, die Summe im Gewinnvortrag stehen zu lassen. Das würde zwar auch dem Eigenkapital zugute kommen, aber zufrieden kann der Vorstand nur sein, wenn die Mittel nachhaltig dem Vorstand zur alleinigen Entscheidung zugeführt werden. So jedenfalls liest sich die Extrainfo der Bilanz 2014 in der Mitgliederzeitung der Wohnungsgenossenschaft Carl Zeiss auf Seite 9.

Haben also die bisherigen Vertreter der Genossenschaft so kurz vor dem Ende ihrer Amtsperiode indirekt den Neubau beschlossen? Nein, das wohl nicht, aber sie haben ihn begünstigt und sie haben eine Zweckbindung (z.B. zum Nachrüsten mit Aufzügen oder zur beschleunigten Entschuldung) verhindert.

Das Genossenschaftsgesetz und die Satzung verlangen nämlich von den Vertretern eine Verwendungsentscheidung zum Jahresüberschuss. Das geht nicht ohne eine Entscheidung, was denn mit dem Geld gemacht werden soll. Dieser gesetzlichen Vorgabe sind die Vertreter nicht nachgekommen.

Sehr bedenklich ist natürlich auch die Aussage des Vorstandes, dass ein Verwendungsbeschluss nichts mit „ausgeben“ zu tun haben sollte. Und wenn schon Zweckbindung (so weiter die Aussage), dann bitte für Ausgaben, die ohnehin anstehen – Instandhaltung zum Beispiel. Da hatten die Vertreter wohl nur die Wahl, entweder gehorsam auf Zweckbindung zu verzichten (und die Satzung einfach mal zu vergessen) oder sich unbeliebt zu machen.

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