Das sehen die Immobilienunternehmen natürlich anders

Jenawohnen verweist darauf, dass die Mietsteigerungen der nächsten Jahre im Stadthaushalt längst fest eingeplant sind und möchte mit der Aufzählung vieler sozialer Projekte um Verständnis werben. Verweist aber auch auf die Zwangslage des Unternehmens, das an die Beschlüsse seiner Gesellschafter gebunden ist. Und der größte Gesellschafter ist nun einmal die Stadt Jena selbst.

Die Geschäftsführer verweisen in einer Pressemitteilung darauf, dass sich das Unternehmen den Gegebenheiten des Marktes anzupassen habe und gezwungen sei, Gewinne einzufahren. Im Übrigen sei man stolz, dass die durchschnittliche Kaltmiete bei Jenawohnen derzeit bei 5,50 Euro liegt.

(Ob da die Geschäftsführer nicht vielleicht doch noch einmal nachrechnen sollten? 5,50 Euro ist fast der höchste Durchschnittswert aller Jenaer Immobilienunternehmen. Und Gewinne hat ihnen ja auch niemand streitig gemacht, nur die Steigerung der Gewinne in den nächsten 5 Jahren!)

Der Hausbesitzerverein „Haus & Grund“ vertritt 25% aller Jenaer Wohnungen von Privatvermietern. Der Verein erwartet zunächst einmal eine Gegenleistung der Mieter, wenn die Mieten für 5 Jahre eingefroren werden sollen. Beispielsweise der freiwillige Verzicht auf Beanstandungen zum Mietvertrag oder das freiwillige Malern der Wohnung nach Auszug.

Jenawohnen rechnet er vor, dass bei einem Gewinn von 17 Mio. Euro deren Mieter jeden Monat 110 Euro je Wohnung mehr bezahlen als für eine kostendeckende Vermietung notwendig wäre. Der Wegfall dieser Mehrbelastung – die der Verein als „Sondersteuer“ bezeichnet – würde die Mieten in Jena drastisch sinken lassen.

(Da hat sich der Hausbesitzerverein aber auf eine gefährliche Diskussion eingelassen.)

Der Verein beansprucht aber völlig unkritisch für sich selbst eine Miete in Zentrumslage von mindestens 8 Euro, solange in sanierten Wohnungen von Winzerla 6,50 Euro verlangt werden.

(Klingt wie: wenn schon in den sozialen Problemzonen ..., dann ....)

Der Verband der Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (vtw) fühlt sich herausgefordert, im Namen der Immobilienunternehmen Stellung zu beziehen. Nach seinen Berechnungen liegen die durchschnittlichen Mieten in Thüringen derzeit unter 5 Euro. Selbst Neuvermietungen liegen in Thüringen im Durchschnitt bei diesem Wert. Es wird aber zugegeben, dass die Situation in den Ballungsgebieten sehr viel anders aussieht und Spitzenwerte z.B. in Jena bis 10,50 Euro je qm möglich sind.

Zum Thema Preistreiber wird der Ball weiter gereicht. Die Nebenkosten, allen voran die Heizkosten, Stromkosten und Steuern würden stärker zur Überteuerung des Wohnens beitragen als die Nettokaltmiete.

Zur Statistik kommt noch die Aussage hinzu, dass die Miete in Thüringen das Einkommen im Durchschnitt nur mit 21,4% belastet. Und das Einkommen steigt ja in den Thüringer Ballungsgebieten gerade stark an.

(Was diese Statistik nicht sagt: Geht der Netto- oder Bruttowert vom Gehalt in die Statistik ein? Ist das Familieneinkommen oder das des Verdieners gemeint? Versteht man unter „Miete“ die Nettokaltmiete oder die Gesamtmiete einschließlich Nebenkosten? Da gibt es also viel statistischen Spielraum.)

Für die Wohnungsgenossenschaften haben die WG Carl Zeiss und Geraer Wohnungsgenossenschaft „Aufbau“ (die gerade auch in Jena gebaut hat) auf einer Podiumsdiskussion der AG Wohnungswirtschaft Stellung bezogen. Sie haben erklärt, dass die jährlichen Mietsteigerungen notwendig sind, um die Gehaltserhöhungen im Unternehmen abzusichern. Die Kosten für Neubau könne man schließlich nicht allein auf die Neumieter abdrücken, war die Aussage des Geraer Unternehmens.

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