So geht Marketing

In diesem Kontext wird auch klar: Die Bewertung von Jenawohnen musste beim Verkauf schon deshalb so niedrig ausfallen, damit die Finanzierung aus Eigenmitteln der Stadtwerke Energie erfolgen konnte.

Nahe liegend ist aber auch ein ganz anderes Szenarium: Angenommen E.ON hat den Ausstieg für 2011 langfristig geplant, dann benötigt man, um den Firmenwert und damit den Verkaufserlös in die Höhe zu treiben für 2009 ein exorbitant gutes Betriebsergebnis, denn die Aussichten auf künftige Gewinne schaffen Anreize. Dass die Stadtwerke Energie für 2009 leicht überzogen hatten, lässt sich auch daran festmachen, dass das Bundeskartellamt im September 2009 von 30 Fernwärmeversorgern Auskunft über deren Preisgestaltung verlangt hat – darunter auch die Stadtwerke Energie Jena-Pößneck GmbH. Anlass war der vom Stadtrat beschlossene Anschluss- und Benutzungszwang für Fernwärme.

Und noch etwas ist auffällig: Die Genossenschaft „Energie in Bürgerhand“ aus Freiburg hat sich 2010 bemüht, die E.ON-Anteile zu übernehmen und hat dabei den Unternehmenswert auf 250 bis 300 Mio Euro veranschlagt. Die Gefahr dass sich dieser niedrige Ansatz vielleicht durchsetzt, konnte erfolgreich abgewehrt werden indem die Manager von Stadtwerke Energie ins Rennen geschickt wurden, um eine eigene Genossenschaft „BürgerEnergie Jena“ zu gründen. Deren Wertansatz lag bei 420 Mio Euro, obwohl vermutlich der Auftrag zur Wertermittlung noch gar nicht erteilt war.

Für die kommunalen Makler dieses Deals dürfte ein goldener Handschlag bei der Verabschiedung ihres langjährigen Gesellschafters schon drin gewesen sein. In der Bilanz hat E.ON grob geschätzt einen Gewinn von mehreren 1000% gemacht haben. Andererseits sind 86 Mio Euro auch für die Thüga-Gruppe eine Menge Geld und die Investition muss sich lohnen. Die neuen Experten der Thüga-Gruppe werden federführend von einer AG bestimmt, und denen ist eine Renditezielstellung von 5,5% fest zugesagt.

Der Zeitungsredakteur, der am 26. August 2011 in der TLZ von dieser Neuordnung berichtete, überschrieb seinen Beitrag sehr treffend mit der Überschrift: „Und ein Hauch von Schwefel“.

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