Die Strategie gegen das Gegensteuern

Die wichtigste Gegenstrategie ist 1. eine fundierte Information für die Betroffenen.

Man muss davon ausgehen, dass die Zielstellung des Handelns von Verantwortlichen eines Immobilienunternehmen durchaus nicht mit den Zielstellungen der Betroffenen in Übereinstimmung sein müssen. Bei Jenawohnen ist das Unternehmen nun einmal zur Gewinnerwirtschaftung verpflichtet. Und die politisch Verantwortlichen haben einerseits die Wogen zu glätten, falls das übertrieben wird und sind andererseits aber auch hoch erfreut über die zusätzlichen Einnahmen. Faires Wohnen müssen in aller Regel die Mieter selbst einfordern!

Bei genossenschaftlichen Unternehmen sollte das anders sein. Ist es in meist auch! Nur gibt es eben auch Ausnahmen – und die sind gravierend:

Dem Genossenschaftsmitglied kann der Wahnsinn am Immobilienmarkt eigentlich auch egal sein. Es wird ihm aber gelegentlich eingeredet, die eigene Genossenschaft müsse unbedingt auf Neubau orientieren:

"– um Vorsorge für die nächste Generation zu treffen."

kann das die nächste Generation nicht selber tun?

"– um den Wünschen besserverdienender Mitglieder gerecht zu werden."

und deshalb müssen die anderen auf Investition in den Bestand verzichten?

"– um zur Verbesserung der Wohnsituation in Jena beizutragen."

aber gern doch, wenn der Häuslebauer auch den Zusatzbeitrag leistet?

"– um den Bilanzwert des Wohnungsbestandes zu erhalten."

eine etwas eigenartige Anwendung der BWL-Theorie auf Genossenschaften?

Eine 2. wichtige Gegenstrategie ist die konsequente Zuordnung von Kosten und Erlösen auf die jeweiligen Objekte. Das wird zwar offiziell immer so behauptet, aber kaum tatsächlich so umgesetzt. Es würde nämlich die einzelnen Immobilienobjekte wirtschaftlich autark stellen und die Entschuldung in Abhängigkeit von den Einnahmen und den Investitionen in diese Objekte transparent machen.

Ein Problem also, das mit üblichen Mitteln moderner Rechentechnik inzwischen gut lösbar wäre, wenn man denn wollte.

Die 3. und wohl wichtigste Gegenstrategie ist die Aktivierung der Basisdemokratie. Bei Genossenschaften wäre das die Einbeziehen der Mitglieder in grundlegende Entscheidungen – aber dann bitte mit vorangestellter sachlicher und fundierter Information. Bei kommunalen Immobilienunternehmen wird der Mieter einerseits durch seine gewählten Vertreter im Stadtrat "vertreten". Aber Basisdemokratie bedeutet andererseits auch ein stärkeres Artikulieren der unmittelbarer Interessen der Betroffenen.

Für junge Leute sollten heute verstärkt wieder die gleichen Grundsätze wie zum Ende des 19. Jahrhundert gelten, als nämlich die damals Betroffenen zur Selbsthilfe übergingen. Es gibt heute recht vielversprechende Gründungen von Bauherrengemeinschaften und Nutzer-Genossenschaften, die dieses uralte Prinzip modernisiert haben und ihren Status als Eigentümer und Bestimmer über die Geschicke der Genossenschaft nie in Frage stellen werden.