Faires Wohnen in Jena
Hauptmenü
Optionen
Links

Forum

Startseite > Basiswissen > Wohnen ohne Abzocke – wie könnte das gehen? > Zwischen welchen Zwängen muss man sich entscheiden?

Zwischen welchen Zwängen muss man sich entscheiden?

Da wären zunächst einmal die Immobilienunternehmen als marktbeherrschende Einrichtung. Wie jedes Unternehmen am Markt haben sie Gewinne zu erwirtschaften. In dieser Branche sind 5 bis 8% des eingesetzten Kapitals üblich. Zugrunde gelegt wird dabei der Marktwert der Immobilie, also der Kaufpreis, zu dem sie erworben wurde – nicht der betriebswirtschaftliche Bilanzwert. In aller Regel steigt der Marktwert einer Immobilie kontinuierlich an, auch wenn kaum in Wertsteigerung investiert wurde. Das machen sich Unternehmen gern zunutze, die ihren Gewinn durch Kauf und Verkauf erwirtschaften. Und die beklagen sich dann auch regelmäßig über zu geringe Mieten, denn der Verkaufswert der Immobilie ergibt sich aus den zu erwartenden Mieteinnahmen. Steigen die Mieten, steigt auch der Wert der Immobilie – so einfach ist das.

Im bundesweiten Durchschnitt sind die Mieten von 2010 bis 2016 um 10,2% gestiegen, während die Kaufkraft etwa gleich geblieben ist. Im Durchschnitt wohlgemerkt! Der Anteil der Miete am Haushaltseinkommen liegt bei 35% - Tendenz steigend.

Bei durchschnittlichem Verlauf der Erwerbstätigkeit sollte das für den Durchschnittsmieter zu verkraften sein. Darauf ist das System ja auch ausgerichtet. Was aber, wenn sich die persönliche Einkommenssituation ändert oder Krankheit und Jobverlust drohen oder noch schlimmer, wenn dem Mieter nur noch die Rente als Einkommen zur Verfügung steht? Die Armutsfalle würde gnadenlos zuschlagen.

Sind die Immobilienunternehmen an dieser Misere schuld? Nicht im marktwirtschaftlichen Sinne. Die veranschlagte Rendite ist nicht ungewöhnlich. Aber die Steigerungsraten beim Marktwert der Immobilie schon. In ausgewählten Städten sind Steigerungsraten von 6% jährlich durchaus drin. Der durchschnittliche Steigerungswert in deutschen Städten liegt etwa bei der Hälfte und in ländlichen Gegenden kann er sogar sinken.

Diese ungebremste Marktwirtschaft sollte eigentlich durch den Mietspiegel entschärft werden. Er ist in Wirklichkeit ebenso unwirksam geworden wie die Mietpreisbremse und andere Regularien. Stattdessen gibt es weitere Trittbrettfahrer, die noch eins drauf setzen: die Steigerungen bei der Wärmeversorgung, die kommunalen Dienstleistungen, die erweiterten Bauvorschriften usw. Wenn das noch nicht reicht, wird der Mieter mit Sanierungen und Investitionsumlagen konfrontiert. Der Markt schöpft eben vom Durchschnittseinkommen so viel ab, wie es die Leidensfähigkeit der Mieter zulässt.

Das Ergebnis sind soziale Schichtungen, die man direkt dem Stadtplan entnehmen kann. Und wer sich sein lieb gewonnenes Stadtgebiet nicht mehr leisten kann, muss eben umziehen oder die Stadt komplett verlassen.

weiter -->